Frauenfördernde Aktionen spielen im Zertifizierungsprozess familienfreundlichegemeinde immer mehr Rolle. Maßnahmen wie Vorträge und Workshops zu Geschlechtergleichstellung, Ideenfindungsveranstaltungen und vor allem ein offener Diskurs sind besonders wichtig. Diese und andere Projekte fördern nicht nur eine höhere Lebensqualität, sondern auch die Gleichstellung für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde sowie bedarfsgerechte Angebote.
Wie steht es derzeit um die Gleichstellung in Österreichs Städten und Gemeinden?
Laut Expertin Janine Heinz MSSc vom SORA Institut befindet sich Österreich im Durchschnitt auf halber Strecke zur Gleichstellung. Besonders großer Aufholbedarf besteht in der Repräsentation von Frauen, aber auch im Gewaltschutz. Nur zwölf Gemeinden und acht Wiener Bezirke haben in der Repräsentation einen Frauenanteil von mindestens 50% erreicht und nur sechs Gemeinden und ein Wiener Gemeindebezirk verzeichnen eine Bürgermeisterin/Bezirksvorsteherin und eine weibliche Stellvertretung. In 1506 Gemeinden und 5 Wiener Gemeindebezirken, also 71% aller Gemeinden, gibt es die Kombination eines männlichen Bürgersmeisters/Bezirksvorstehers und einer männlichen Stellvertretung. Hierbei sind auch starke regionale und bundesweite Unterschiede bemerkbar. So sind Städte mit mehr Einwohnenden und einem höheren Urbanisierungsgrad im Schnitt höher in der Gleichstellung, als vergleichsweise weniger bewohnte Orte. Bundesweit ist das Bundesland Wien ein Vorreiter, gefolgt von Vorarlberg, Salzburg und der Steiermark.
Mehr Informationen zu den erhobenen Daten und Erkenntnissen finden Sie hier
Die Best-Practice Region Thayaland präsentierte im Rahmen des Netzwerktreffens für Gemeinden den Regionsschwerpunkt „Frauen Willkommen im Thayaland“. Hierbei haben sich 13 niederösterreichische Gemeinden zur LEADER Region Thayaland zusammengeschlossen und im Rahmen von Workshops und Ideenfindungsveranstaltungen einen Schwerpunkt auf frauenfördernde Maßnahmen gelegt. Wichtiger Grund hierfür war die vergleichsweise höhere Abwanderung von Frauen. Mögliche Ursachen dafür sind Ausbildungsmöglichkeiten, der Wunsch nach Anonymität, aber vor allem auch die Erwartungshaltung gegenüber jungen Frauen. Mit der Anerkennung dieser Herausforderungen hat es sich die LEADER Region Thayaland zum Ziel gemacht, Frauen nicht daran zu hindern, ihre Träume zu verwirklichen und ihren Platz innerhalb der Gemeinde zu stärken.
Die entwickelte Projektideen sollen Frauen aus der Region vor den Vorhang holen, Frauennetzwerke fördern, die Awareness für gegenseitige Unterstützung schaffen sowie die Gestaltung öffentlicher Räume mit dem Fokus auf gendersensible Planung ermöglichen. Unter Gender Planning versteht man, den Lebensraum an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Darunter fallen Aspekte wie Geschlecht, Alter, Mobilität, sozioökonomische Hintergründe, Infrastruktur, etc.
Während des Zertifizierungsprozesses familienfreundlichegemeinde beschäftigen sich Gemeinden unter anderem mit den Themen dieses Netzwerktreffens. Der partizipative und intergenerative Austausch ist dabei ein zentraler Stützpunkt. Mehr Informationen zur Zertifizierung finden Sie unter www.familieundberuf.at