Netzwerktreffen für Gemeinden: Kinder- und Jugendpartizipation

Montag, 3. Oktober 2022 - 14:30 bis 16:00
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Österreich

Durch das Engagement von Gemeinden kann viel zur Umsetzung der Kinderrechte beigetragen werden. Dabei ist es besonders sinnvoll, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich an kommunalen Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen aktiv zu beteiligen und somit Perspektiven für ein starkes Miteinander in allen Lebensbereichen zu schaffen. Im Rahmen des UNICEF-Zusatzzertifikats „Kinderfreundliche Gemeinden“ machen sich viele familienfreundliche Gemeinden für dieses Thema stark.

 

Kinder- und Jugendbeteiligung in der Gemeinde

Klara Krgovic, UNICEF Österreich, ging in ihrem Beitrag auf einige grundlegenden Begriffe und Voraussetzungen rund um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ein. Das Recht auf Partizipation ist ein Prinzip der UN-Kinderrechtskonvention und besagt, dass Kinder und Jugendliche zu Themen, die ihr Leben betreffen, angehört und ihre Meinung berücksichtigt werden muss. Bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention spielen Gemeinden eine tragende Rolle. Gerade auf Gemeindeebene machen sich Entscheidungen, die das Leben von Kindern und Jugendlichen betreffen schnell in deren Alltag bemerkbar. Durch verschiedene Beteiligungsformate können die Anliegen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde besprochen und koordiniert werden. Dabei ist es wichtig, dass die gewählten Beteiligungsformate wichtigen Grundprinzipien, wie ein alters- und kindergerechtes Format, ein respektvoller Umgang sowie die Rechenschaftspflicht der involvierten Erwachsenen, den Kinder oder Jugendlichen eine Rückmeldung zu ihren Vorschlägen und Anliegen zu geben, entsprechen. Kinder- und Jugendpartizipation ist ein umfassender Prozess und bringt viele Vorteile. Sie schafft Sicherheit und Identität mit der Umgebung, sie fördert den Gemeinschaftssinn, die Eigeninitiative und Lösungskompetenzen und sie sorgt dafür, dass Maßnahmen eher von jungen Menschen angenommen werden.

Beispiele für Maßnahmen der partizipativen Einbindung von Kindern und Jugendlichen umfassen etwa Kinderparlamente und Jugendgemeinderäte sowie Befragungen und gemeinsam gestaltete Projekte. Das vorgestellt Toolkit „Kinder- und Jugendbeteiligung in Gemeinden – Räume für wirkungsvolle Partizipation schaffen“ kann Gemeinden dabei unterstützen sich über wirkungsvolle Beteiligung zu informieren und das geeignete Beteiligungsformat zu finden sowie bestehende Partizipationsmaßnahmen weiterzuentwickeln.

Anhand von Best Practices gewannen die Teilnehmenden weitere wichtige Einblicke in Theorie, Praxis und Alltag eines Kinder- Jugendgemeinderates. Unter anderem wurde erläutert, wie ein Kinder- und Jugendgemeinderat aufgebaut, wie er begleitet werden kann und welche Rahmenbedingungen dazu notwendig sind. Diese und weitere themenrelevante Fragen standen im Fokus des digitalen Netzwerkstreffens.

 

Best Practice Präsentation: Jugendgemeinderat der Stadtgemeinde Kufstein (Tirol)

Im Jahre 2018 wurde in der familienfreundlichen Stadtgemeinde Kufstein erstmals ein Jugendgemeinderat ins Leben gerufen. Mag. Harald Stoiber, BA, der den Bereich Kinder und Jugend der Stadt Kufstein seit 2012 leitet, erläuterte die wichtigsten Eckpunkte und Funktionen des Jugendgemeinderates in Kufstein. Demnach verfügt der  Jugendgemeinderat, der sich aus einer diversen (hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung) Gruppe von Jugendlichen im Alter von 12-19 zusammensetzt, sowohl über Statuten als auch über ein Budget von 10.000 € pro Jahr. Der Jugendgemeinderat wird einmal im Jahr von allen Jugendlichen im betreffenden Alter gewählt. Ein ebenfalls gewähltes Vorsitzkind stimmt zudem über das Budget ab. Der Jugendgemeinderat trifft alle zwei Wochen zur gemeinsamen Sitzungsarbeit und kann direkt Anträge an den Stadtrat stellen. Mag. Harald Stoiber, BA hob hervor, dass der Jugendgemeinderat, der sich im dritten Jahr seines Bestehend befindet, gut angekommen wird. Wichtig sei es vor allem, dass der Jugendgemeinderat von einer zuständigen, erwachsenen Person zuverlässig betreut wird. Ebenso essentiell sei es auch, dass eine Verifizierung stattfinde, d.h. dass die erarbeiteten Ziele auch tatsächlich verfolgt und nicht „für die Box“ produziert werden. Neben den langfristigen Zielen, sei vor allem auch die Umsetzung kleinerer Anliegen wichtig, die den Jugendlichen die Wirksamkeit ihrer Arbeit bestätigen.

 

Best Practice Präsentation: Kindergemeinderat Kirchberg an der Pielach (Niederösterreich)

Am 15. März 2022 fand in Kirchberg an der Pielach die erste konstituierende Sitzung des Kindergemeinderates statt. Was schon lange ein Vorhaben war, konnte mit Unterstützung von Vereinen und Schulen nun umgesetzt werden. GGR Judith Gerstl erläuterte, dass im Rahmen des Kindergemeinderates, der vorerst für zwei Jahre aktiv ist, 20 Kinder (davon ein Kinderbürgermeister, der auch bei den Gemeinderatssitzungen anwesend ist) die Anliegen erarbeiten. Als vorläufig erstes Projekt steht die Erweiterung des Spielplatzes auf der Tagesordnung. Laut GGR Judith Gerstl sei es im Rahmen der Sitzungen besonders wichtig, dass die Wünsche und Sorgen der Kinder zutage treten können, welche sonst leicht übersehen werden. Die gemeinsame Arbeit der Kinder und betreuenden Erwachsenen sei ein kontinuierlicher Lernprozess mit dem Ziel, so viele Anliegen wie möglich umzusetzen. Informationen des Kindergemeinderates werden regelmäßig auf der Webseite der Gemeinde und in der Gemeindezeitung veröffentlicht.

Während des Zertifizierungsprozesses familienfreundlichegemeinde und kinderfreundliche Gemeinde beschäftigen sich Gemeinden unter anderem mit den Themen dieses Netzwerktreffens. Der partizipative und intergenerative Austausch ist dabei ein zentraler Stützpunkt. Mehr Informationen zur Zertifizierung finden Sie unter www.familieundberuf.at